Ich stehe für eine Politik, die Stadt und Land nicht gleich, aber gleichrangig behandelt.

Denn Sachsen-Anhalt hat nur dann gute Perspektiven, wenn alle seine Regionen vorankommen.

Die Lebenswirklichkeit in Sachsen-Anhalt klafft zwischen großen Städten und ländlichen Regionen oft weit auseinander. Ich kenne beide Gesichter unseres Landes aus eigenem Erleben.

Ich bin 1977 in Wippra geboren und in Hettstedt aufgewachsen. Meine Mutter war Pharmazieingenieurin, mein Vater leitete die Berufsakademie im Hettstedter Walzwerk. Mehrere Generationen meiner Familie haben im Werk gearbeitet. Die Erfahrung des Strukturbruchs im Mansfelder Land, von Deindustrialisierung und Arbeitslosigkeit bei Familie und Bekannten haben mich geprägt. 1996 bin ich dann zum Studium nach Halle gegangen, habe dort Fuß gefasst, meine Familie gegründet, die ersten beruflichen Erfahrungen gesammelt und irgendwann auch mit meinem politischen Engagement begonnen.

Die beiden Gesichter Sachsen-Anhalts – wachsende Großstädte und strukturschwacher ländlicher Raum – kommen in unserer Politik nicht gleichwertig vor. In Wahlprogrammen genauso wie in der praktischen Politik wird der ländliche Raum oft so behandelt, als sei er bloß eine verhinderte Stadt. Viele politische Konzepte und staatliche Förderprogramme werden so konzipiert, als müssten wir auf dem Land Defizite gegenüber den Großstädten ausgleichen. Ich bin überzeugt: Es kommt darauf an, stattdessen die Stärken unserer ländlichen Regionen zu nutzen und voranzubringen.

Damit sich diese Erkenntnis durchsetzt, darf Politik nicht nur im Raumschiff in Magdeburg entwickelt werden. Deshalb habe ich der SPD-Landtagsfraktion nach der Wahl 2016 frühzeitig vorgeschlagen, unsere Beratungen im ganzen Land durchzuführen und überall nicht nur mit den EntscheidungsträgerInnen vor Ort, sondern auch direkt mit den Bürgerinnen und Bürgern zu reden. Wir haben in dieser Wahlperiode in dichter Folge Fraktionssitzungen und daran anschließend Bürgergespräche in kleinen Städten und ländlichen Gemeinden gehabt, verbunden mit vielfältigen Begegnungen in Unternehmen, Schulen, Kultureinrichtungen, mit Vereinen und Bürgerinitiativen. Das Ergebnis war durchgehend positiv. Auch der SPD-Landesverband hat jetzt erste Erfahrungen mit solchen Formaten gemacht – ohne Corona wären es schon mehr geworden.

Unsere Erfahrungen mit diesem politischen Dialogansatz müssen sich auch im Wahlprogramm niederschlagen. Das Ziel sollte sein, dass wir in allen Regionen deutlich machen: Wir machen Politik für das ganze Land.

Es gibt in den Bürgergesprächen Themen, die regelmäßig wiederkehren. Das Thema Kita gehört fast immer dazu, die Kinder-und Jugendarbeit häufig auch und die Breitbandversorgung sowieso. Was aber in den Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern eine immer größere Rolle einnimmt, ist die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Unser Anspruch: Wir wollen niemanden zurücklassen – der bekommt in Gegenden, in denen außer dem Schulbus nichts fährt, eine sehr handfeste Bedeutung. Ich bin überzeugt: Nach der Corona-Krise mit ihren negativen Auswirkungen auf den ÖPNV wird das Thema auf der politischen Tagesordnung wieder ganz vorne stehen; schon aus Klimaschutzgründen. Wir haben als SPD mit dem Azubiticket gerade eine wichtige Weichenstellung vorgenommen, um junge Leute für Bus und Bahn zu gewinnen. Jetzt müssen wir daran arbeiten, dass es auch flächendeckend attraktive Angebote gibt. Gute Beispiele, von denen man lernen kann, gibt es genug.

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